Montag, 1. Februar 2016
Altdeutsch Ficken
Eigentlich wollte ich heute einen Tag "frei" machen und nicht bloggen. Mal ein bißchen sinnieren darüber, wohin die Reise des Blogs eigentlich gehen soll. Bleib ich bei meinem Alltag mit der Großfamilie oder schreibe ich auch über Themen, die gerade up to date sind?!
Und dann ist mir plötzlich aufgefallen, dass das was mir letzte Nacht im Traum begegnet ist, ja der Wahrheit entspricht...ich werde in diesem Jahr 40! Wow, hört sich das vielleicht alt an. Waren die 40 Jährigem doch immer so weit weg. Fühl mich auch noch lange nicht so alt, wie die Zahl sich anhört. Bin doch gerade erst nochmal Mama geworden und dann schon die 4. Null? Im Klartext heißt das, wenn ich Glück habe, habe ich ca. die Hälfte meiner Lebenszeit rum. Nochmal so lang, wer weiß, ob ich so alt werde? Meine Oma ist über 80 Jahre alt, die andere allerdings nicht. Die ist früh gestorben.
Nicht das mich das in eine Midlife Crisis versetzt, aber es bringt mich zu dem Gedanken, dass die Hälfte eben schon rum ist und es langsam aber sicher Zeit wird, keine Tage mehr zu verschwenden. Miese Laune, Streitereien all das sollte in meinem Leben jetzt keinen Platz mehr einnehmen. Ich möchte nicht am Ende aller Tage daliegen und daran denken, wie viele Tage und Stunden an Lebenszeit ich mit so negativen Dingen verbracht und verschwendet habe.
Der Sinn des Lebens ist das Leben.
Hat meine Deutsch LK Lehrerin uns damals schon immer gepredigt. Im Nachhinein muss ich sagen, dass sie eine ganz schön kluge Frau war. Sie hat uns in vielen kleinen Nebensätzen und manchmal auch in länger ausgeführten Erklärungen viel über das Leben erzählt. Und dabei nicht beschönigt, dass es auch mal scheiße laufen wird. Sie war kinderlos, unverheiratet, hatte aber immer einen Lappen (ihre charmante Art das Wort Lebensabschnittsgefährten abzukürzen).
Mittlerweile ist sie Schulleiterin eines anderen Gymnasiums und wohl verheiratet. Ihr Name hat sich nämlich geändert. Aber sie wußte viel. Sie hat uns erklärt, wie wichtig es für uns sei, mal eine zeitlang ganz alleine zu wohnen und festzustellen, dass wir auch alleine gut klar kommen und uns die Zeit nicht langweilig wird. Das wir lernen, mit uns selbst zufrieden zu sein. Kaum einer von uns hat diesen Rat tatsächlich befolgt, aber heute weiß ich, was sie gemeint hat und wie sehr sie damit Recht hatte.
Und irgendwann schockte sie uns damit, über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "Ficken" zu sprechen. Es ging um Sprachwandel und Modewörter und ich werde nie vergessen, wie sie da vorne an der Tafel stand und sagte: "Nehmen wir doch mal das gute alte deutsche Wort: ficken!"
So ruhig habe ich die Klasse selten erlebt, wie in diesem Moment. Wie sie uns dann erklärte, wurden früher Burgen mit einem Baumstamm gefickt. Also die Tore der Burg wurden in Kriegszeiten damit eingerammt und das nannte man ficken. Heute hat das Wort seine ursprüngliche Bedeutung verloren und wird nur noch im sexuellen Zusammenhang als Schmutzwort gebraucht.
Das war Wahnsinn und eine Stunde im Deutschunterricht, die ich nie vergessen werde. Genauso wenig wie diese Lehrerin.
Und heute bin ich ungefähr in ihrem Alter und sinniere darüber, dass ich ab jetzt nur noch glückliche Tage erleben möchte. Ich werde ab jetzt wieder anfangen Liebe und Glück zu senden. Hilft ja nix, ich hab keine Lust mehr auf den schnöden Mammon. Mal ganz abgesehen davon, dass ich keine unnützen Reichtümer besitze.

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