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Freitag, 11. März 2016
Faule Mütter
Heute am Vormittag bin ich unfreiwillig Zeuge einer Diskussion über Renten, Arbeitslose, Flüchtlinge und Steuergelder geworden. Wir hatten Besuch von einem sehr lieben Freund, der heute aber nur mit Stammtischparolen geglänzt hat. "Wenn ich später weniger oder die gleiche Rente kriege, wie jemand, der nie was einbezahlt hat, dann lauf ich mit nem Gewehr rumund erschiess die alle." "Unsere Rente ist im Osten geblieben" "und der letzte Rest wandert jetzt in die Flüchtlinge!"
Am Ende war er sich mit sich selber einig, dass Menschen wie ich, die glücklich damit sind, viele Kinder zu haben und mit wenig Geld auszukommen, das ja sein dürfen, aber sein Glück sähe definitiv anders aus. Ich kann ja glücklich sein damit, selten in Urlaub zu fahren, aber wenn beide Einkindelten Vollzeit arbeiten, dann muss natürlich mehr Urlaub drin sein.
Stimmt. Finanziell gesehen ist das auch leider so. Vollzeit Mütter sind eben faule Weiber, die den ganzen Tag RTL2 gucken und sich die Nägel lackieren oder Zigaretten stopfen. Früher ja, da war das anders. Da sind die Männer noch richtig arbeiten gegangen und die Frauen waren noch echte Frauen. Die Mütter von heute, gehen ja nur aus lauter Faulheit nicht arbeiten und wenn die dann später keine Rente kriegen...selber Schuld! Das unser System eigentlich darauf ausgelegt ist, dass die arbeitende Bevölkerung die Renten sichert, also der Nachwuchs von heute die Renten von morgen finanzieren sollte, bleibt dabei völlig ausser acht. Die Rechnung geht natürlich schon lange nicht mehr auf, weil meine Generation oftmals aus Einkindfamilien stammt und die Relation von jung und alt schon lange nicht mehr stimmt.
Trotzdem hab ich nur wenig Lust mir so einen Unsinn anzuhören.
Ich bin Mutter, weil ich nicht möchte, dass meine Kinder die Moralvorstellungen und Erziehungsmodelle von fremden Menschen erlernen. Ich versuche ihnen ja auch nicht, meine Vorstellungen aufzudrücken. Als hätten sie es früher alle nicht genossen, dass sie nicht im Ganztag waren, sondern zu Hause Mittag gegessen haben und danach auf den Bolzplatz oder in die Wälder gelaufen sind. Heute ist das natürlich Quatsch. Kinder können das Kantinenessen der Schulen essen und sich danach bequem vor ihre Handys oder Rechner legen. Bloß keine Umstände. Und die Mütter können arbeiten und den Haushalt am Abend erledigen. Dafür dürfen sie dann auch zweimal im Jahr in Urlaub. Danke! Das nenn ich mal emanzipiert! Endlich Doppelbelastung und eine davon wird sogar noch bezahlt! Mensch, wenn das nicht mal ein Fortschritt in den Frauenrechten ist. Jeder kann gerne machen was er möchte. Jede Frau, die sich zu Hause unterfordert fühlt, kann gerne arbeiten gehen. Jeder der mag, kann seine Kinder gerne in eine Krippe oder zur Tagesmutter bringen. Von mir wird er dafür sicher keinen Applaus, auch auch keine Kritik ernten. Dafür erwarte ich aber auch, dass mir keiner versucht vorzuschreiben, wie ich leben soll oder mir unterstellt, dass ich faul sei. Wenn ich meine Kinder bei demjenigen in guten Händen wüsste, könnte er gerne mal ne Woche mit mir tauschen und mir danach sagen, ob ich ein faules Dasein führe oder nicht!
Man da platzt mir echt die Hutschnur!

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