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Freitag, 15. Januar 2016
Helau und Alaaf
F wie Freitag! Das Wochenende naht und damit der Ausblick auf Schlaf bis zumindest mal acht Uhr!
Da ist es auch egal, ob ich heute schon um halb acht in der Schule zum Gespräch geladen war und die Kinder am morgen schon ein wenig mehr hetzen musste als sonst! Ein Gespräch mit der Klassenlehrerin und der Schulleitung stand auf der Agenda. Aber nicht etwa, weil die Kinder sich haben etwas zu Schulden kommen lassen, sondern weil es gestern im Klassenchat ein paar Äußerungen über die im Moment schleppende Informationspolitik der Lehrerin gab. Schwups, NSA und Frauenklatsch sei Dank, heißt es da plötzlich, es liefe eine Hetzkampagne gegen die Frau Lehrerin und alle Eltern aus dem Klassenchat waren zum Gespräch geladen. Alle? Ach ne, nur die, die tatsächlich auch was geschrieben haben. Der Teilnehmer des Chats, der sich zwar nicht geäußert hat, aber dafür den Chatverlauf an die Lehrerin weitergeleitet hat, war leider nicht dabei.
Und wäre das alles nicht so unheimlich lächerlich, müßte man da jetzt eigentlich mal ein riesiges Faß aufmachen, wegen der Verletzung der Privatsphäre. So ein Chat ist schließlich kein öffentlicher Raum, sondern beinhaltet lediglich hierhin eingeladene Personen.
Ich hoffe, die Person führt sich wenigstens im Nachhinein ziemlich dämlich. Konnte hier doch klar herausgestellt werden, dass es sich bei aller Fantasie mitnichten um eine Hetzkampagne handelte.
Schade nur, dass nicht herausgestellt werden konnte, wer derjenige war, der es für angemessener hielt, den Chatverlauf weiterzuleiten, als selbst mal das Wort zu ergreifen und seine Meinung kund zu tun
Ähnlich schade wie die Erklärung vom Bürgermeister aus Rheinberg, der aufgrund der Silvester Übergriffe und eines anliegenden Flüchtlingsheims jetzt aus Sicherheitsgründen den Karnevalszug absagt. Die dort untergebrachten Flüchtlinge würden Karneval schließlich nicht kennen und könnten sich dann evtl. falsch verhalten. Aber die Absage jetzt nur darauf zu reduzieren, sei Quatsch, sagt er! Na, dann spuck die anderen Gründe doch mal aus.
Und was ist das überhaupt für eine Ansage? Sollte Integration nicht damit beginnen, die Menschen aufzuklären, welche Sitten und Bräuche es gibt? Es wird doch wohl möglich sein, die Menschen im Flüchtlingsheim darüber zu informieren, was und wie an Karneval gefeiert wird. Ob man Karneval nun mag oder nicht, es ist Kulturgut und gehört genauso ins Jahr, wie Weihnachten, Silvester und Sankt Martin.
Wenn wir anfangen all diese Feste ausfallen zu lassen, ist Integration gescheitert. Noch mehr Wasser auf die Mühlen der rechten Seite der Republik kann man wohl kaum liefern. Tiefer in den Sand kann der Kopf doch kaum gesteckt werden. Warum ist es nicht möglich, auf die Menschen zuzugehen, anstatt sie noch weiter abzuschotten. Die Idee, Karneval bzw. zumindest den Karnevalszug ausfallen zu lassen, ist in meinen Augen ähnlich dämlich, wie der Vorschlag, immer eine Armlänge Abstand zu potentiellen Gefährdern zu halten. Was las ich da noch kürzlich bei Facebook? "Hat sie doch am eigenen Leib erfahren, dass eine Armlänge Abstand keine Sicherheit bietet."
Ein kulturelles Fest oder eine kulturelle Veranstaltung mit dieser Begründung abzusagen, geht einfach mal gar nicht. Bei einer "akuten Gefahrenlage", wie sie nun ja schon das ein oder andere Mal bestanden haben soll, sieht das anders aus.
Da wären wir wieder bei der Tatsache, dass die Politik uns auffordert, ganz normal weiter zu leben, Feste zu feiern, die Weihnachtsmärkte zu besuchen und auch sonstige Großveranstaltungen nicht aus Terrorangst zu meiden und dann sowas.
Bin mal gespannt, auf wieviel Helau und Alaaf in diesem Jahr dann verzichtet werden muss. Und das alles nur wegen einem Promille. Denn mehr als das ist es nicht gewesen, und das hat glücklicherweise auch gestern Richard David Brecht festgestellt. Die Angst geht um, weil ein Promille aller im letzten Jahr nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge an Silvester in Köln dabei waren.
Lässt mich hier gerade mal die Rechnung aufmachen, wieviele Personen von den derzeit 200 in Rheinberg untergebrachten Flüchtlingen dann eine potentielle Gefahr für den Karnevalszug darstellen. Ein Promille von 200? Genau, 0,2 Menschen. Sind wir jetzt mal großzügig und rechnen die noch im Februar ankommenden 300 weitern Flüchtlingen dazu, sind wir also bei 500 Personen, sprich 0,5 Menschen, die eine potentielle Gefahr darstellen könnten.
Wenn die dann auch noch ganz wie befürchtet, anfangen würden sich zu integrieren und genau wie wir einheimischen Karnevalisten das Trinken anfangen, dann Gnade uns Gott!

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