Mittwoch, 13. Januar 2016
Bulimielernen
schmusen, 18:00h
"Nein, die wird nicht wach", sprach er und schwups macht die Lütte sich im Tragetuch bemerkbar. Warum auch nicht, Mama wollte sich ja nur gerade zum bloggen hinsetzen. Aber was solls. Der Hunger geht vor. Hätte ich ja heute morgen schon vor der Wäsche, dem Einkauf, dem Mittagessen und dem Lernen mit den Pennälern machen können. Recht hat sie. Eine Mutter hat nur soviel Freiraum, wie sie gut organisiert ist, bzw. aus dem Bett kommt.
Und heute waren es definitiv 10 Minuten zu spät. Und die ziehen sich dann tatsächlich durch den kompletten Tag bis hin zum Nachmittag.
Abgesehen davon ist Endspurt vor den Zeugnissen und alle Lehrer schieben mal schnell noch den ein oder anderen Test bzw. die ein oder andere Klassenarbeit ein.
Englisch Grammatik Test, Mathearbeit gleich zweimal, Deutsch Diktat und Deutsch Arbeit. Und für alles muss zumindest mal ein bißchen geübt werden, allein aus pädagogischer Sicht.
So bleibt in dieser Woche wenig Zeit für eigene Interessen, wie das Bloggen.
Dafür kam bei mir mal wieder die Frage nach dem Sinn des ganzen Schulstress und des Bulimielernens auf. Tatsächlich hat sich im Schulalltag inhaltlich wenig getan. Lediglich das System befindet sich des öfteren im Wandel. Leider nicht immer zum Positiven. Zumindest nicht, wenn die Schule tatsächlich das schaffen will, was sie den Eltern der zukünftigen Erstklässler immer wieder neu verspricht. Nämlich das am Ende der vierten Klasse gut vorbereitete Schüler auf die weiterführenden Schulen wechseln. Schreiben nach Gehör ist da zum Beispiel so eine Systemerneuerung, die mich jedensmal erschaudern lässt, wenn ich die Hausaufgaben meiner Kinder kontrolliere. Lesen und schreiben sind Gedächtnisleistungen und wie sollen unsere Kinder sich merken, dass man viel mit V und IE schreibt, wenn sie es bis in die 3. Klasse hinein auch fil schreiben dürfen?
Oder der Verlust der Schreibschrift? Grundschüler in NRW müssen am Ende der 4. Klasse eine "Verbundschrift" beherrschen. Das kann also heißen, dass die einfach die Druckbuchstaben, die sie in der ersten Klasse lernen, weiter benutzen. Sie müssen keine Schreibschrift mehr lernen, wenn sie das nicht wollen. Was dazu führt, dass diejenigen dann auch keine Schreibschrift so wirklich lesen können. Mal ganz abgesehen davon, dass sie sowieso viel zu wenig schreiben und ihre Hände überhaupt keine Übung mehr haben.
Was soll das Ganze dann überhaupt? Dann halten wir es doch besser so, wie Reinhardt May es so schön in seinen Liedern besungen hat:"Was macht es schon in einem Leben, ob man Vater mit zwei T schreibt und ob bei 3 durch 2 was übrig bleibt?"
Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, ist nämlich das meiste von dem, was ich in meiner gymnasialen Karriere lernen musste, tatsächlich schon nach der Klassenarbeit wieder futsch gewesen. Und das heutige G8 System an den Gymnasien lässt die Schüler das Bulimielernen nur noch weiter perfektionieren.
Warum also die Kinder stressen und hinter die Schulbücher zitieren, wenn es doch am Ende eh uninteressant ist, wie man durch die Schule gekommen ist, was zählt ist der Abschluss und selbst dann kommt es immer noch drauf an, was der Arbeitsmarkt da gerade so bietet oder sucht.
Was ich mir wirklich für meine Kinder wünsche? Das sie glücklich werden, egal ob als Handwerker, Sportler oder als Professor.
Und trotzdem ist da dieses von der Gesellschaft antrainierte Gewissen, dass ich meine Kinder möglichst oft zum Lernen anhalte und sie nicht lieber nach draußen zum Spielen schicke. Sind Mütter gegenseitig und untereinander doch bekannter Weise die größten Kritiker und Konkurrentinnen. Und hat man doch immer wieder auch diese unterschwellige Angst, die Kinder könnten einem später dann doch vorwerfen, dass man sie hätte strenger erziehen sollen und mehr zum Lernen hätte anhalten müssen, dann wären sie sicher dieses oder jenes geworden. Verrückt? Ganz sicher sogar. Ambivalenz ist in der Erziehung schließlich das einzig konstante neben der Liebe. Selbst wenn man Kinder versucht gar nicht zu erziehen, sondern sie einfach beim Wachsen begleitet, ist Ambivalenz ein steter Begleiter.
Und heute waren es definitiv 10 Minuten zu spät. Und die ziehen sich dann tatsächlich durch den kompletten Tag bis hin zum Nachmittag.
Abgesehen davon ist Endspurt vor den Zeugnissen und alle Lehrer schieben mal schnell noch den ein oder anderen Test bzw. die ein oder andere Klassenarbeit ein.
Englisch Grammatik Test, Mathearbeit gleich zweimal, Deutsch Diktat und Deutsch Arbeit. Und für alles muss zumindest mal ein bißchen geübt werden, allein aus pädagogischer Sicht.
So bleibt in dieser Woche wenig Zeit für eigene Interessen, wie das Bloggen.
Dafür kam bei mir mal wieder die Frage nach dem Sinn des ganzen Schulstress und des Bulimielernens auf. Tatsächlich hat sich im Schulalltag inhaltlich wenig getan. Lediglich das System befindet sich des öfteren im Wandel. Leider nicht immer zum Positiven. Zumindest nicht, wenn die Schule tatsächlich das schaffen will, was sie den Eltern der zukünftigen Erstklässler immer wieder neu verspricht. Nämlich das am Ende der vierten Klasse gut vorbereitete Schüler auf die weiterführenden Schulen wechseln. Schreiben nach Gehör ist da zum Beispiel so eine Systemerneuerung, die mich jedensmal erschaudern lässt, wenn ich die Hausaufgaben meiner Kinder kontrolliere. Lesen und schreiben sind Gedächtnisleistungen und wie sollen unsere Kinder sich merken, dass man viel mit V und IE schreibt, wenn sie es bis in die 3. Klasse hinein auch fil schreiben dürfen?
Oder der Verlust der Schreibschrift? Grundschüler in NRW müssen am Ende der 4. Klasse eine "Verbundschrift" beherrschen. Das kann also heißen, dass die einfach die Druckbuchstaben, die sie in der ersten Klasse lernen, weiter benutzen. Sie müssen keine Schreibschrift mehr lernen, wenn sie das nicht wollen. Was dazu führt, dass diejenigen dann auch keine Schreibschrift so wirklich lesen können. Mal ganz abgesehen davon, dass sie sowieso viel zu wenig schreiben und ihre Hände überhaupt keine Übung mehr haben.
Was soll das Ganze dann überhaupt? Dann halten wir es doch besser so, wie Reinhardt May es so schön in seinen Liedern besungen hat:"Was macht es schon in einem Leben, ob man Vater mit zwei T schreibt und ob bei 3 durch 2 was übrig bleibt?"
Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, ist nämlich das meiste von dem, was ich in meiner gymnasialen Karriere lernen musste, tatsächlich schon nach der Klassenarbeit wieder futsch gewesen. Und das heutige G8 System an den Gymnasien lässt die Schüler das Bulimielernen nur noch weiter perfektionieren.
Warum also die Kinder stressen und hinter die Schulbücher zitieren, wenn es doch am Ende eh uninteressant ist, wie man durch die Schule gekommen ist, was zählt ist der Abschluss und selbst dann kommt es immer noch drauf an, was der Arbeitsmarkt da gerade so bietet oder sucht.
Was ich mir wirklich für meine Kinder wünsche? Das sie glücklich werden, egal ob als Handwerker, Sportler oder als Professor.
Und trotzdem ist da dieses von der Gesellschaft antrainierte Gewissen, dass ich meine Kinder möglichst oft zum Lernen anhalte und sie nicht lieber nach draußen zum Spielen schicke. Sind Mütter gegenseitig und untereinander doch bekannter Weise die größten Kritiker und Konkurrentinnen. Und hat man doch immer wieder auch diese unterschwellige Angst, die Kinder könnten einem später dann doch vorwerfen, dass man sie hätte strenger erziehen sollen und mehr zum Lernen hätte anhalten müssen, dann wären sie sicher dieses oder jenes geworden. Verrückt? Ganz sicher sogar. Ambivalenz ist in der Erziehung schließlich das einzig konstante neben der Liebe. Selbst wenn man Kinder versucht gar nicht zu erziehen, sondern sie einfach beim Wachsen begleitet, ist Ambivalenz ein steter Begleiter.
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